Es
war im Jahre 1955, genau am 01.06., da wurde im Traditionszimmer des
gerade fertiggestellten 1. Bauabschnittes des Reichsbahn-Kulturhauses
"Völkerfreundschaft" in der Birnbaumsmühle in Frankfurt an der
Oder Modellbahnmaterial - mit einfachen Mitteln gestaltet - ausgestellt.
In
diesem Zeitraum kam vom Kulturhaus an einen Lokführer die Anfrage, ob
er nicht einen Modellbahnzirkel zur Schülerbeschäftigung mit aufbauen
möchte. Räume standen dafür im Keller des großen Saales des
Kulturhauses unter der Bühne zur Verfügung. Bereits im Dezember des
Jahres 1955 konnte die erste Anlage 2 x 3 m groß, zur
Kinderweihnachtsfeier gezeigt werden.
Die
Modellbahnanlage wächst
Weihnachten 1956, inzwischen
war diese Anlage schon 2 x 6 m groß mit den Teilen „Neuhausen“ und
„Bergheim“, fand die zweite Ausstellung statt. Im darauffolgenden
Jahr kam der Anlagenabschnitt „Hohenfichte“ hinzu. Zu Weihnachten
wurde diese Anlage dann im Jugendklubraum ausgestellt. In den Sommermonaten jener Jahre stellten wir im Kinderferienlager in Kleinwall bei Grünheide aus.
Im Jahr 1958 bekam der Zirkel
in Bauabschnitt 3 des Kulturhauses einen Unterrichtsraum angeboten.
Dieser war als Unterrichtsraum nicht geeignet, er wurde in den
Wintermonaten nie richtig warm.
So hatten
wir jetzt ideale Möglichkeiten uns zu vergrößern. Wie
schon in den Jahren zuvor wurden zu Weihnachten regelmäßig
Ausstellungen durchgeführt. Auf dem Anlagenteil
„Neuhausen“ wurde 1958 der erste automatische Streckenblock mittels
einer Relaissteuerung eingebaut. In den
Jahren 1958-1962 entstand der Anlagenteil „Neustadt“.
Rechts ein Bericht im Modelleisenbahnner vom Nov. 1960 über das entstehen der Modellbahnanlage im Kulturhaus "Völkerfreundschaft".
Beim genauen betrachten der heutigen
Anlage kann man immer noch die
Landschaft entdecken.
Zu sehen sind auch die Gründer des
Vereins.
Im DMV
(Deutscher Modelleisenbahn Verband in der DDR)
Als 1962 der Deutsche
Modelleisenbahn Verband der DDR gegründet wurde, trat unser
Modellbahnzirkel diesem als Arbeitsgemeinschaft 1/3 bei. Für alle Unkundigen: 1/3 hieß soviel wie 1 =
Bereich der Rbd Berlin und 3 = die dritte AG in diesem Bereich.
In
den folgenden Jahren bis 1970 wurde fleißig an der Vergrößerung der
Anlage gearbeitet; Platz hatten wir ja, und so wuchs der Anlagenteil
Neuhausen weiter an. 1972 erhielten wir zu dem
Anlagenraum noch einen weiteren Raum, der als Werkstatt eingerichtet
wurde. Im Sommer
1975 war 20jähriges Bestehen der AG, dies war Anlaß zu einer
Feierstunde im Stadtzentrum in der 10. Oberschule, dort wurde in diesen
Zusammenhang auch eine Modellbahnausstellung mit Heimanlagen durchgeführt.
Ausstellung
in Berlin und Lok 64 317
Mit unserer Teilnahme an der
Modellbahnausstellung unter dem Fernsehturm in Berlin 1976 wurde unsere
Modellbahnanlage erstmals außerhalb Frankfurts gezeigt. Dorthin fuhren
wir mit dem Anlagenteil
„Neustadt". Dieser war im Gegensatz zu den anderen Anlagenteilen
transportfähig hergerichtet worden.
1978 wurde vor dem Kulturhaus
die Dampflok 64 317 aufgestellt, zu nötigen Reinigungs- und Pflegeeinsätzen
war auch immer die AG zur Stelle. Diese Lokomotive wird später das
„Wappentier“ des Vereins werden. Auf dem Anlagenteil Neustadt wurde 1980 eine Straßenbahn in Betrieb
genommen. Zu den Feiertagen der DDR präsentierten wir den Anlagenteil „Neustadt“ mehrmals in einer Schule im Stadtzentrum Frankfurts im Rahmen der jeweils veranstalteten Volksfeste. Modellbahnausstellungen
fanden weiterhin jährlich vor Weihnachten statt. Die AG war eine der
aktivsten zu dieser Zeit, vor allem oft ausgezeichnet auf Grund ihrer
Schülerarbeit.
Die Hauptarbeit bestand in
diesen Jahren in der Erhaltung und Verbesserung unserer Vereinsanlage.
Mehrere begonnene
Projekte mit kleineren Anlagen in anderen Spurweiten und
Nenngrößen (H0m; TT) wurden nicht vollendet. Höhepunkte
der AG–Tätigkeit sind auch die Fahrzeugausstellungen in Frankfurt
1986 und im Oktober 1987. Neben der Fahrzeugbetreuung wurde auch ein Souvenirverkauf durchgeführt.
Die Wende - der Verein
Nach der Wende dann, im Jahre
1993, wurde als Nachfolger der AG 1/3 der Verein „Frankfurter Modell-
und Eisenbahnfreunde 55 e.V.“ gegründet. Es erfolgte eine
Konzepterarbeitung zur Erneuerung der Modellbahnanlage, das neue Angebot
der vielen Modellbahnhersteller rief regelrecht danach. Diese Erneuerung
wurde dann beginnend auf dem Anlagenteil „Neuhausen“ umgesetzt, bis
zum heutigen Tage ist sie aber noch nicht abgeschlossen.
Wir
erneuern die Landschaft und vor allem die Gleisanlagen ohne die
Streckenführung grundsätzlich zu verändern. Wo es möglich ist,
verlegen wir heute jedoch großzügigere Radien bei Streckengleisen
(Flexgleis) und schlankere Weichenstraßen in den Bahnhöfen.
Dazu kamen erstmals Ausflüge
mit einem organisierten Triebwagen der BR 772 nach Bad Freienwalde 1992
und nach Buckow im Mai 1993.
Das langsame Ende des Kulturhauses
Den
Kulturbetrieb stellte die DR im Kulturhaus „Völkerfreundschaft“
sofort nach der Wende ein und auch die anderen Dienststellen zogen so
nach und nach aus den Räumen aus, so daß wir zum Ende des Jahres 1995
die einzigen Nutzer im Gebäudekomplex waren. Um dies zu unterstreichen,
wurde vom Betreiber des Hauses (DB AG) ca. 4 Wochen vor unserer
traditionellen Weichnachtsvorführung ohne Vorankündigung das Wasser
und die Heizung abgedreht. Diese Situation konnten wir
noch meistern, Wasser brachten wir in Kanistern von Zuhause mit und im
Winter hielten wir den Raum mit elektrischen Ölradiatoren einigermaßen
warm. Die Suche nach einem Ausweichquartier für eine 42m² große
Modellbahnanlage gestaltete sich weitaus schwieriger. Es kamen
verschiedene Gebäude in Betracht aber irgend etwas (meistens das liebe
Geld) verhinderten einen Einzug.
Im alten Straßenbahndepot
Im April 1999 gründete sich
der Verein „Museumswerkstatt für Technik & Verkehr Frankfurt (Oder) e.V.“. Dieser betreut und betreibt die historischen Straßenbahnwagen
der Stadtverkehrsgesellschaft. Da auch das Interesse unseres Vereines im
öffentlichen Nahverkehr liegt, waren wir Gründungsmitglied dieses
Vereins. Im Juli 1999 übernahm die Museumswerkstatt die von der
Stadtverkehrsgesellschaft leergezogenen Hallen 4 und 5 des alten Straßenbahnbetriebshofes
in der Bachgasse. Uns wurde dort ein Raum angeboten, der unseren Bedürfnissen
entspricht.
Dies kam auch zur rechten
Zeit, unsere Räume im Kulturhaus „Völkerfreundschaft“ wurden,
nachdem man uns – natürlich wieder ohne Ankündigung – im Juni den
Strom abgestellt hatte, zum 31.10.1999 von einer von der Bahn
eingesetzten Immobiliengesellschaft gekündigt.
Schon in den letzten Jahren
haben wir, das Ende des Kulturhauses ahnend, die nicht transportablen
Anlagenteile transportfähig gemacht. Diese Anlagenteile haben zwar
einzelne, miteinander verschraubte Grundrahmen, die Gleisführung und
Landschaft sind darauf aber „in einem Stück“ gebaut worden. Hier
war nun gefühlvoll die Säge anzusetzen, um Gelände und Gleise an den
Rahmenenden zu trennen, ohne größeren Schaden anzurichten. Es gelang.
Somit sind wir seit dem
Oktober 1999 in der Museumswerkstatt zu finden und haben uns sehr gut
eingelebt. Leider ist auch dort keine
Heizung vorhanden, so das wir uns elektrisch behelfen müssen. Die Arbeiten an unserer
Vereinsanlage gehen Stück für Stück weiter. Unsere erste vorweihnachtliche
Modellbahnausstellung am neuen Ort war sehr erfolgreich. Durch die Lage
im Stadtzentrum nur 5 Minuten vom Weihnachtsmarkt entfernt, fanden viele
Besucher den Weg zu uns.
Am Brandenburg -Tag 2000, am 02.09. 2000 in Frankfurt
(Oder), gestalteten wir mit der Museumswerkstatt zusammen einen Tag der
offenen Tür.
Im Dezember konnten wir kurzfristig unsere neue
Gastherme in Betrieb nehmen. Somit stand uns pünktlich zu unseren
Weihnachtsvorführungen endlich wieder eine vernünftige Wärmequelle
zur Verfügung.
In den nachfolgenden Jahren
widmen wir uns der Sanierung unserer Modellbahnanlage. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf dem linken Anlagenflügel mit den Bahnhöfen "Lichtenberg" und "Neuhausen" sowie dem Schattenbahnhof von Neuhausen.
Dabei wird die Streckenführung verändert und das Gleismaterial mit Unterbau und Landschaft komplett erneuert.